Unser Fazit nach zwei Monaten Dauercamping
Die ersten beiden Monate auf dem Campingplatz sind vorbei – und eines steht für uns fest: Ja, wir wollen. Diesen Sommer. Und viele weitere.
Für mich als absoluter Campingneuling war diese Zeit wie der Einstieg in eine kleine Parallelwelt. Zuhause musste ich mich oft überwinden, überhaupt vor die Tür zu gehen. Hier ist es das Natürlichste der Welt. Noch vor ein paar Wochen war mein Alltag geprägt von einem Berg an Aufgaben, Terminen und Verpflichtungen. Jetzt? Warten Wald, Meer und Vogelzwitschern auf mich. Statt belanglosem Smalltalk im Treppenhaus gibt’s echte Herzlichkeit – und manchmal sogar eine Handvoll Himbeeren oder ein Stück Schokolade von den Nachbarn. Einfach so. Für unsere Tochter. Oder für uns. Dieses Gefühl von Gemeinschaft hatte ich zuletzt irgendwann in den 90ern gespürt – ganz vage. Und jetzt ist es einfach wieder da.
Unsere Kleine war noch nie so viel draußen wie in diesen Wochen. Sie hüpft durch Matschepfützen wie Peppa, erklimmt ganz selbstverständlich die höchsten Klettertürme und saust quietschvergnügt die Rutsche hinunter. Und ganz nebenbei hat sie vermutlich mehr Freundschaften geschlossen als ich in meinem ganzen Leben.
Einen Kindergarten? Den vermisse ich hier nicht. Ich glaube sogar: Kinder werden zu sozialeren Menschen, wenn sie frei wählen können, mit wem – und vor allem wann – sie spielen möchten. Ohne Gruppenzwang, ohne Trennungsdrama. Einfach so, wie es ihrem Wesen entspricht.
Das Zusammensein als Familie erfüllt uns alle. Keine langen Fahrten, kein Stress, kein Job, der uns trennt. Wenn Carlo als Platzwart Wohnwagen über den Sand zieht und neue Gäste empfängt, sehen wir ihm zu. Und er sieht uns.
Das ist nicht selbstverständlich – und wir wissen das sehr zu schätzen.

Ich selbst blühe hier richtig auf. Endlich habe ich Platz für Ideen, Zeit für Handwerk und Erde unter den Fingern. Unser kleines Stück Wiese darf ich gestalten – ganz wie ich will. Es ist ein schönes Gefühl, etwas zu schaffen, das bleibt.
Auch unsere Mahlzeiten haben sich verändert. Wo früher der Fernseher lief und das Handy griffbereit lag, essen wir jetzt draußen – langsam, bewusst, miteinander. Manchmal einfach auf einer Decke, als kleines Picknick auf unserem Hügel. Mit Wind im Haar und Gras unter den Füßen. So fühlt sich Zeit an, die wirklich zählt.
Natürlich ist nicht alles immer romantisch. Es gibt auch die andere Seite. Manchmal vermisse ich mein Badezimmer, in dem ich keine Toilettenkassette leeren muss, einfach duschen kann, wann und wie ich will – ohne an den Frischwasserstand oder den Eimer fürs Abwasser denken zu müssen. Und ja, manchmal hätte ich gern wieder einen Rückzugsort. Einen Raum, in dem man nach einem Streit einfach mal die Tür hinter sich zumachen kann.
Aber all das wirkt klein, fast unbedeutend, wenn ich sehe, was wir hier dafür gewonnen haben, welche Erinnerungen wir schaffen und wie gut uns die Zeit als Familie tut.
Vielleicht ist es am Ende genau das, was uns hier so glücklich macht: Zeit. Zeit für uns, für unsere Tochter. Die Tage sind lang – aber auf die beste Art. Kein ständiges Konsumieren, kein künstlicher Druck, keine Ablenkung von dem, was vor uns liegt.
Hier fühlt sich alles echter an. Ehrlicher. Und ja – einfach gut.
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